Wissenswertes

Schneidezahnbehandlung

Die Behandlung der Schneidezähne ist in vielen Fällen wichtig. Ein Pferdedentist  oder Tierarzt der diese nicht anbietet, kann in vielen Fällen kein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen. Die Schneidezahnbehandlung eines Pferdes ist immer dann angezeigt, wenn:

Die Seitwärts- oder rostrokaudalen Beweglichkeit   des Unterkiefers durch die Konformation der  Schneidezähne  eingeschränkt wird
einzelne Zähne durch die Stellung der Schneidezähne vermehrt belastet werden, bzw. der Kaudruck unregelmäßig verteilt ist 
die Winkelung der Schneidezähne verändert ist, oder aber die
Schneidezähne schlichtweg zu lang sind.

Dies ist am häufigsten (aber nicht ausschließlich) bei mitteljährigen bis älteren Pferden der Fall. Das Pferd kann das Futter dann nicht mehr problemlos zermahlen, sondern muss mithilfe der Kaumuskulatur starken Druck aufbauen um die Backenzähne miteinander in Kontakt zu bringen. Dadurch wird es wiederum Fehlstellungen sowohl der Schneidezähne (diese sind ständig einem zu hohen Druck ausgesetzt), als auch der Backenzähne entwickeln, da die physiologische Kaubewegung und damit der gleichmäßige Abrieb der Zähne dann nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Zu lange Schneidezähne sind somit fast immer eine dringende Indikation zur Behandlung.

Dies lässt sich auch problemlos im Selbstversuch nachvollziehen, indem man versucht etwas mit den Backenzähnen zu kauen und sich dabei etwas zwischen die Schneidezähne legt. Um zu bestimmen ob eine Anpassung der Schneidezahnlänge erfolgen muss, wird vor, während und nach der Behandlung die Okklusion des zu behandelnden Pferdes gemessen.

Zahnbehandlung bei alten Pferden

Die Zahnbehandlung bei alten Pferden sollte unter dem Motto „weniger ist mehr“ stehen.  Dies bedeutet jedoch nicht, dass man alten Pferden nicht helfen sollte, beziehungsweise helfen kann.  Besondere Rücksicht muss er Pferdezahnarzt hierbei auf die in vielen Fällen verbrauchte Reservekrone nehmen: Die Zähne des Pferdes wachsen nicht unbegrenzt, sondern werden bis diese verbraucht sind aus dem Zahnfach herausgeschoben. Es gilt die funktionalen Zähne zu identifizieren und deren Funktion durch gezielte Maßnahmen zu verbessern. Gleichzeitig müssen Fehlbelastungen ausgeglichen und dadurch erweiterte Zahnzwischenräume (Diastasen) und dadurch entstehende Paradontalerkrankungen verhindert werden. Ausgesprochen wichtig ist  hier das Maulgatter aus Rücksichtnahme auf das oftmals durch Verschleißerscheinungen in Mitleidenschaft gezogene Kiefergelenk immer nur kurz zu öffnen. Es kann vorkommen, dass der Zahnhalteapparat des Pferdes durch die Vibration des Schleifgerätes gereizt wird und das Pferd im Anschluss an die Zahnbehandlung ein bis drei Tage etwas schlechter frisst. Die Verwendung von Handraspeln kann sich durch die auftretenden hohen Zugkräfte  bei einem geschwächten Zahnhalteapparat sehr negativ auswirken, weswegen die Wahl der richtigen Instrumente hierbei essentiell ist.

Anatomische Merkmale, insbesondere die Höhe der Spee’schen Kurve, haben einen großen Einfluss auf die Kaukraft. Die Abflachung der Spee’schen Kurve mit zunehmendem Alter bedingt eine Abnahme der Kaukraft. Diesem Phänomen sollten an das geriatrische Pferd angepasste, zahnmedizinische Behandlungsschemata Rechnung tragen (Huthmann Diss 2007).