Zahnnbehandlung Mensch VS Zahnbehandlung Pferd
Ein Vergleich mit dem Zahnarzt für Menschen ermöglicht hierbei einen etwas anderen Blick auf die Zahnbehandlung beim Pferd: Das Prozedere beim Auffüllen eines kariösen Zahnes mit künstlichem Zahnmaterial lässt sich am ehesten als Analogie bezüglich der bei der Zahnbehandlung auftretenden Einzelzahnkontakte beim Pferd benutzen. Bei der Füllung achtet der Zahnarzt sehr sorgfältig darauf, dass die Zähne beim anschließenden Aufeinandertreffen perfekt zusammenpassen. Wenn dies nicht der Fall ist, verursacht dies Probleme, die von einem „komischen Gefühl“ (als hätte der Patient etwas zwischen den Zähnen), bis hin zu Schmerzen reichen können. Der gute Zahnarzt gibt sich hierbei daher viel Mühe und greift auf verschiedene Hilfsmittel wie zum Beispiel Okklusionsfolien zum Aufbeißen zwecks Identifizierung erhöhter Einzelzahnkontakte zurück. Nichtsdestotrotz bleibt das Ganze ein nicht unkompliziertes und zeitaufwändiges Unterfangen. Und dies, obwohl er, im Vergleich zum Pferdezahnarzt einige bedeutende Vorteile genießt:
•Der Patient hält den Kopf still und versucht nicht mit seiner Zunge die Geräte des Zahnarztes beiseite zu schieben
•Der Patient beißt im Idealfall weder auf die Hand des Zahnarztes, noch auf seine Geräte
•Die Mundhöhle des Menschen ist deutlich kleiner, kürzer und viel besser einzusehen
•Es wird in den meisten Fällen nur ein Einzelzahn behandelt, während der Pferdzahntierarzt ganze Bereiche im Maul des Pferdes bearbeitet und dort mehrere Millimeter oder sogar Zentimeter abschleift
•Der Mensch kann sprechen und so dem Zahnarzt sein Empfinden mittteilen
•Er kann Hilfsmittel wie Okklusionsfolien benutzen, die beim Pferd nicht praktikabel sind Wenn man alleinig über diese Faktoren nachdenkt, leuchtet ein, dass die Ausbalancierung des Pferdemaules sehr komplex ist
In der klassischen Zahnmedizin gibt es eine eigene Fachrichtung (Gnathologie), die sich zusätzlich zur Kieferorthopädie ausschließlich mit biomechanischen Themen wie Okklusion, Artikulation, Zahnstellungsanomalien und den damit assoziierten Erkrankungen des Kiefergelenkes und den Folgeproblemen beim Menschen auseinandersetzt. Bei einer „Standardzahnbehandlung“ beim Pferd werden diese Faktoren häufig außer Acht gelassen, obwohl Ihnen in diesem Fall aus verschiedenen Gründen eine mindestens genauso große Bedeutung beigemessen werden sollte:
•Dadurch, dass die hypsodonten Zähne des Pferdes bis zum fortgeschrittenen Alter ständig eruptieren (d.h. Sie werden aus dem Zahnfach heraus geschoben) und gleichzeitig abgerieben werden, ist das Pferdegebiss deutlich dynamischer als das des Menschen. Die so genannten Malokklusionen (Fehlbildungen des Gebisses aufgrund von ungleichmäßigem Zahnabrieb) können sich dementsprechend schneller entwickeln und verschärfen
•Die Während des Kauvorganges auftretenden Drücke sind deutlich höher als beim Menschen
•Die Greiffunktion des Kiefers und der Schneidezähne wurde noch nicht durch die Arme ersetzt, wodurch der Kiefer bzw. die Zähne noch vielfältigere Funktionen bewältigen müssen.
•Selbst wenn nur kleine Malokklusionen idiopathisch (d.h. durch den Behandler) erzeugt werden, ist die positive Wirkung der Zahnbehandlung oftmals nicht mehr gegeben, oder das Pferd entwickelt langfristig Folgeprobleme. Normalerweise entstehen diese Malokklusionen innerhalb mehrerer Monate oder über Jahre hinweg. In dieser Situation hat weder das Pferd insgesamt (Veränderung der Kaufunktion, Ausweichbewegungen), noch der Zahnapparat im speziellen Zeit sich auf die veränderte Situation einzustellen
Eine sorgfältige Routinezahnbehandlung dauert inklusive der Befunderhebungen, den kurzen Pausen und den Zwischenkontrollen ungefähr eine Stunde. Aufgrund dessen, dass ich aus oben genannten Gründen für Ihr Pferd das bestmögliche Ergebnis erreichen möchte, arbeite ich in den meisten Fällen mit Sedierung, wodurch unter ständiger Sichtkontrolle gearbeitet werden kann.